Nora Reich Die Metropolregion Hamburg im Vergleich

Zukunftsfähigkeit – Die Metropolregion Hamburg im Vergleich

Vor dem Hintergrund des wirtschaftsstrukturellen Wandels gewinnt die Ebene der Metropolregion, also einer Stadt mit ihrem Umland, an Bedeutung. Denn der ökonomische Erfolg von Städten fußt aufgrund von räumlichen Verflechtungen – zum Beispiel Pendler-, Liefer- und Absatzbewegungen – zwischen Stadt und Umland auf der gesamten Region.

Daher hat die deutsche Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) im Jahr 1995 die Bedeutung der elf Metropolregionen in Deutschland als Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung anerkannt.

Zu ihnen gehören Rhein-Ruhr, Berlin/Brandenburg, Rhein-Main, Stuttgart, München, Mitteldeutschland, Hamburg, Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg, Nürnberg, Bremen-Oldenburg sowie Rhein-Neckar. Ob die Metropolregionen dem Anspruch gerecht werden, Entwicklungsmotoren zu sein, wurde kürzlich für die Metropolregion Hamburg untersucht.

„Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten“ heißt die Studie, die gemeinsam vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) (Nora Reich, Silvia Stiller, Ulrich Zierahn) und PricewaterhouseCoopers (Andreas Borcherding, Tatjana Hansen) im Frühjahr 2012 veröffentlicht wurde.

Hier wird Hamburg mit den Metropolregionen Stuttgart, Rhein-Ruhr, München, Frankfurt/Rhein-Main sowie Berlin-Brandenburg bezüglich wichtiger Wachstumsindikatoren verglichen. Die Studie geht dabei auf die ökonomische Dynamik sowie Spezialisierungsvorteile der Region Hamburg ein, beleuchtet die Ausstattung mit den „Arbeitskräften der Zukunft“, präsentiert Szenarien zur Entwicklung der Erwerbstätigenzahlen und zeigt zentrale standortpolitische Handlungsfelder auf.

 


Nora Reich, Wissenschaftlerin am HWWI beschreibt in einem Artikel im HWWI-Update (04/2012) die wichtigsten Ergebnisse der Studie bezüglich der Fachkräfteausstattung. Darin erklärt Nora Reich, dass das Potenzial an Fachkräften von großer Bedeutung für die Entwicklung von Produktivität, Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätzen ist. Das zukünftige Fachkräftepotenzial hängt dabei unter anderem von der Entwicklung der Bevölkerung, der Attraktivität der Metropolregion Hamburg und der Bildungsperformance ab.

Nach Nora Reichs Datenanalysen hat sich die Metropolregion Hamburg beim Bevölkerungswachstum in den vergangenen Jahren positiv von den anderen Metropolregionen abgehoben. Auch die Offenheit gegenüber Zuwanderern – gemessen an der Zuwanderungsrate der Stadt Hamburg aus dem Ausland – bewertet Nora Reich positiv. Gleichzeitig weist Nora Reich auf einige Verbesserungsbedarfe hin.

So zeigt die Analyse der Erwerbstätigenstruktur, dass besonders bei Personen mit ausländischer Herkunft sowie bei Frauen Potenzial zur besseren Eingliederung in den Arbeitsmarkt und damit zur Nutzung der vorhandenen Humanressourcen bestehen. Denn wie der Studie zu entnehmen ist, entspricht die Teilzeitquote bei Frauen, die ohnehin seltener als Männer erwerbstätig sind, in der Metropolregion Hamburg 34%, während nur 7% der Männer in Teilzeit arbeiten.

Beim Anteil beschäftigter Ausländer pro Tausend erwerbsfähigen Ausländern liegt die Zahl in der Metropolregion Hamburg nur bei 245, in Stuttgart gar bei 396.

Nora Reich weist in dem Artikel über die Studie darüber hinaus auf Gefahren im Bildungsbereich sowie in Forschung und Entwicklung hin. Zum Beispiel zeigt Nora Reich, dass die Metropolregion Hamburg an letzter Stelle im vergleich der Bildungsabschlüsse von Beschäftigten steht.

Nur 9,9% der Beschäftigten in diesen Regionen verfügen über mindestens einen Fachhochschulabschluss, dagegen sind es in München 17,6%. Des Weiteren zeigt Nora Reich auf, dass die Metropolregion Hamburg im Vergleich wenige Exzellenzinitiativen, universitäre Sonderforschungsbereiche sowie Groß- und Ressortforschungseinrichtungen aufweist.

Auch die Eckdaten zur Beschäftigung und zu den Ausgaben in Forschung und Entwicklung verdeutlichen, dass die Metropolregion Hamburg keine Spitzenstellung einnimmt, sondern dass hier Stuttgart, München und Frankfurt/Rhein-Main besser abschneiden. Allerdings, so Nora Reich, haben die Beschäftigtenzahlen in einigen wichtigen Berufen (z.B. Ingenieur) einen positiven Trend in der Metropolregion Hamburg in den letzten Jahren gezeigt.

Das letzte Kapitel der Studie gibt konkrete Empfehlungen, um die Wettbewerbssituation der Metropolregion Hamburg in Zukunft zu schärfen. Dabei kann die Studie nicht nur als Anhaltspunkt für Akteure in dieser Metropolregion genutzt werden. Denn zahlreiche Tabellen und Abbildung stellen interessante Zahlen für die fünf anderen Metropolregionen dar, mit denen Hamburg hier verglichen wird.

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wäre es von Vorteil, wenn sich alle hier genannten Metropolregionen die Zahlen aus der Studie zu nutze machen würden.

Andreas Borcherding, Tatjana Hansen, Nora Reich, Silvia Stiller, Ulrich Zierahn (2012): Hamburg 2020 – Chancen nutzen, Zukunft gestalten. Herausgegeben von PricewaterhouseCoopers in Zusammenarbeit mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut. Hamburg.

Nora Reich (2012): Metropolregion Hamburg: Jetzt die Weichen für wissensbasiertes Wachstum stellen. HWWI Update 04/2012, S. 1-2.

Links:
http://www.pwc.de/de/offentliche-unternehmen/hamburg-2020-chance-nutzen-zukunft-gestalten.jhtml
http://www.hwwi.org/uploads/tx_wilpubdb/HWWI_Update_04.12.pdf
http://www.nora-reich.de/publikationen.html
Hier gibt es weitere Artikel von Nora Reich
Wie z.B. der folgende Artikel:

Nora Reich – Das Betreuungsgeld – was sagt die Wissenschaft zum Einfluss auf Kinder, Mütter und Väter?

Das Betreuungsgeld – was sagt die Wissenschaft zum Einfluss auf Kinder, Mütter und Väter? Nachgefragt bei Nora Reich vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut..